Pressemitteilung -
Müssen Fußpflegeprodukte pH-neutral sein? Erste klinische Studie zu einem alten Mythos
Gesunde Haut besitzt ein eher saures Milieu, ihr pH-Wert liegt im Bereich zwischen pH 4 und pH 6. In diesem für Pilze und Keime nachteiligen Bereich kann die Haut ihre schützende Barrierefunktion optimal ausüben. So auch an den Füßen. Jedoch können Pflegeprodukte leicht höhere pH-Werte aufweisen, wenn dies aus Gründen der galenischen Stabilität bzw. der verwendeten Inhaltsstoffe und ihrer Eigenschaften notwendig ist. Ob Produkte mit abweichendem pH-Wert das Haut-Milieu allerdings verändern, ist umstritten und wurde daher jetzt für den Bereich der Füße erstmals in einer kontrollierten Studie klinisch untersucht. Die von der Eduard Gerlach GmbH (GEHWOL) beauftragte Untersuchung soll die Evidenz in dieser für beratende Fachkreise ebenso wie für Verbraucher wichtigen Verständnisfrage zur Wirkung kosmetischer Formulierungen verbessern. Denn das Ergebnis zeigt, dass der pH-Wert einer Formulierung keinen physiologisch relevanten Einfluss auf den pH-Wert der Haut hat. Diese ist dank ihrer Pufferkapazität imstande, pH-Wert-Schwankungen kurzfristig auszugleichen. Folglich haben unterschiedliche pH-Werte auch keinen signifikanten Einfluss auf gewünschte Pflegeziele wie z.B. die Hautbefeuchtung. In der Studie erwiesen sich alle Produkte unabhängig von ihrem pH-Wert als vergleichbar wirksam und verträglich.
Die Haut ist das größte Organ des Körpers und besitzt eine wichtige Schutzfunktion. So schützt die Haut beispielsweise vor schädlichen Umwelteinflüssen, Mikroorganismen und Chemikalien. An dieser Barrierefunktion ist auch der sogenannte Säureschutzmantel der Haut (Säure-Basen-Haushalt) beteiligt. Dieser Hydrolipid-Film ist ein Mix aus Talg, Hornzellen und Schweiß und liegt wie ein feiner Schutzfilm auf der Haut. Der pH-Wert der Haut beschreibt das Verhältnis aus Säuren und Basen (Laugen) und reicht von pH 0 (sauer) bis pH 14 (basisch/alkalisch). Der Säure-Basen-Haushalt der Hydrolipid-Barriere liegt im leicht sauren Bereich – daher die Bezeichnung „Säureschutzmantel“. Jedoch variiert der pH-Wert abhängig von der Körperregion. Am Fuß beispielsweise weist die talgdrüsenfreie, dafür mit umso mehr Schweißdrüsen ausgestattete Sohle (Leistenhaut) ganz andere Verhältnisse auf als die Oberseite oder die Bereiche zwischen den Zehen. Insgesamt liegt der physiologische Normbereich gesunder Haut bei pH 4-6. In diesem Bereich fühlen sich Bakterien, Pilze und Erreger, die nicht zum natürlichen Biofilm der Haut gehören, unwohl. Um die Barrierefunktion zu unterstützen, ist es wichtig, dass Pflegeprodukte den physiologischen Haut-pH-Wert nicht verändern.
Pflegeprodukte können aus Gründen der galenischen Stabilität abweichende pH-Werte aufweisen. Die Eigenschaften der im Produkt verwendeten Inhaltsstoffe zum Beispiel bezüglich ihrer Löslichkeit oder ihrer pH-abhängigen Wirkbereiche machen eine pH-Wert-Anpassung unter Umständen ebenfalls erforderlich. Mit Blick auf die sehr spezifischen Milieus der einzelnen Regionen am Fuß wurde daher jetzt in einer klinischen Studie erstmals untersucht, ob Fußpflegeprodukte mit differenzierten pH-Werten möglicherweise den Haut-pH-Wert nachhaltig verändern oder den Hautzustand insgesamt unterschiedlich beeinflussen. Die vom proderm Institut für dermatologische Forschung im Auftrag der Eduard Gerlach GmbH (GEHWOL) durchgeführte Untersuchung wurde vom International Journal of Cosmetic Science zur Publikation angenommen und online am 4. April 2023 publiziert.
Studie: Einfluss unterschiedlicher Produkt-pH-Werte auf Haut-Milieu und Hautstatus
60 Probanden, darunter 30 mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes, verwendeten über einen Zeitraum von 29 Tagen entsprechend einem randomisierten, doppelblinden Blockdesign unterschiedliche Testprodukte. Aufgeteilt auf gleichgroße Testgruppen kamen ein neutrales Fußpflegeprodukt (pH 6,9 bis 6,25), eines im sauren Milieu (pH 4,5 bis 4,63) sowie eines im alkalischen Bereich (pH 8,5 bis 8,14) zur Anwendung. Die Probandengruppen verwendeten jeweils zwei der drei Testprodukte, das eine am linken, das andere am rechten Fuß, wobei die Anwendung morgens und abends an definierten Testarealen erfolgte: auf der Fußoberseite, der Ferse, dem Ballen sowie zwischen den Zehen. Die Kontrollgruppe verwendete nur eines der Testprodukte, der andere Fuß blieb unbehandelt. Aufgrund des Blockdesigns ergaben sich jeweils 30 Proben für jedes der Testprodukte sowie die Negativkontrolle. Bewertet wurden vor Beginn der Pflege (Baseline), an Tag 15 sowie an Tag 29 (nach Abschluss der Anwendungszeit) zum einen der Haut-pH-Wert, zum anderen die Hautfeuchtigkeit (Hydratation) und der dermatologische Hautstatus. Bei der Statusbeurteilung wurden Symptome wie Hauttrockenheit, Hornhaut, Schrunden und Risse sowie verschiedene Toleranzmerkmale (z.B. Rötung, Schuppung, Papeln, Pusteln, Ödeme, Bläschen, Nässen) objektiv bewertet. Darüber hinaus gaben die Teilnehmenden Auskunft über ihr Hautgefühl (z.B. Juckreiz, Brennen, Kribbeln, Spannungsgefühl etc.).
Keine physiologisch relevante Veränderung des Haut-pH-Wertes
Die verschiedenen Untersuchungen ergaben, dass die Integrität der Hautbarriere von allen drei Testprodukten bewahrt wurde – ohne Einfluss ihres jeweiligen pH-Wertes. Zum einen hatten die Fußpflegecremes keinen physiologisch relevanten Einfluss auf den pH-Wert der Fußhaut. Dieser war am Ende des Untersuchungszeitraums weitgehend unverändert, unabhängig davon, ob das saure, neutrale oder alkalische Produkt verwendet worden war. Auch unterschieden sich die mittleren pH-Werte statistisch nicht von der Negativkontrolle ohne Behandlung. Lediglich am Fußrücken ergab sich bei allen drei Produkten ein sehr geringer Anstieg der mittleren pH-Werte, wobei diese aber immer noch deutlich im physiologischen Normbereich der Haut lagen. Auch hinsichtlich der Hautfeuchtigkeit als weiterem Parameter der Barrierefunktion ergab die Studie am Ende des Behandlungszeitraums keinen Unterschied zwischen den drei Testprodukten. Nach 29 Tagen erhöhten alle Produkte den Feuchtigkeitsgehalt der Haut; am stärksten und statistisch signifikant war der Anstieg am Fußrücken.
Die dermatologische Bewertung der Produktwirksamkeit ergab, dass sich Hornhaut, Schrunden, Risse und trockene Haut ohne Pflege im Laufe der Studie verschlimmerten, während sich der Hautzustand bei Anwendung eines der drei Fußpflegeprodukte verbesserte bzw. im Falle der Hornhaut das Ausgangsniveau gehalten werden konnte. Auch der objektiv und subjektiv bewertete Hautstatus hatte sich unter den Testprodukten verbessert, nicht jedoch in der Kontrollgruppe, wo für die Parameter Schuppung, Hauttrockenheit und Trockenheitsgefühl eine Verschlechterung verzeichnet werden konnte. Ein Unterschied hinsichtlich ihrer Wirksamkeit bzw. ihres Einflusses auf den Hautzustand wurde zwischen den einzelnen Produkten mit unterschiedlichem pH-Wert nicht festgestellt.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Hypothese, dass die Haut dank ihrer hohen Pufferkapazität in der Lage ist, pH-Wert-Schwankungen kurzfristig auszugleichen. Leicht erhöhte pH-Werte bei einem Pflegeprodukt stören demnach den sauren pH-Wert der Fußhaut nicht, wodurch sich entsprechende Produkte bei insgesamt geeigneter Formulierung ebenso vorteilhaft auf die Hautfeuchtigkeit und den Hautstatus an den Füßen auswirken wie pH-neutrale bzw. Produkte mit einem pH-Wert im sauren Milieu. In ihrer Schlussfolgerung betonen die Autoren daher, dass der anfängliche pH-Wert einer Fußpflegecreme kein geeigneter Indikator für ihre hautpflegenden Eigenschaften ist.
„Die Studie bestätigt für den Bereich der Fußpflege die Hypothese, dass die Haut durch ihre hohe Pufferkapazität in der Lage ist, pH-Wert-Schwankungen auszugleichen. Der pH-Wert einer Creme ist daher nicht der entscheidende Indikator für deren hautpflegende Eigenschaften. Maßgeblich sind vielmehr ihre Inhaltsstoffe und die Art und Weise, wie diese im Produkt formuliert werden. „Unter einer pH-hautneutralen Pflege sollte daher bestenfalls eine Emulsion verstanden werden, die den natürlichen pH-Wert der Haut nicht verändert, ihren dermatologischen Zustand jedoch optimal verbessert. Der pH-Wert ist kein entscheidendes Kriterium für die Auswahl eines Pflegeprodukts, solange es sich um eine hochwertige Formulierung handelt.“
Dr. Andreas Fitzner,
verantwortlicher Autor der Studie sowie Leiter Forschung & Entwicklung beim Fußpflegespezialisten GEHWOL
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Studie:
Fitzner A, Knuhr K, Brandt M, Bielfeldt S. Investigating the effect of the pH of foot care product formulations on pedal skin in diabetic and non-diabetic subjects. International Journal of Cosmetic Science. First published: 04 April 2023 (doi:10.1111/ics.12861)
Die Studie in Deutsch:
https://docintel.app/wileyEMEA/zsDeRsIp
oder unter https://www.gehwol.de/Aktuelles/GEHWOL-pH-Wert-Studie
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